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Selbstbestimmung: Selbstbestimmung bezieht sich auf die Fähigkeit und das Recht von Einzelpersonen oder Gruppen, autonom Entscheidungen zu treffen und sich selbst zu regieren, ohne äußeren Einfluss oder Zwang. Siehe auch Autonomie, Entscheidungen, Zwang, Gesellschaft.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Politische Theorien über Selbstbestimmung - Lexikon der Argumente

Gaus I 259
Selbstbestimmung/Politische Philosophie/Kukathas: Im neunzehnten Jahrhundert war der Nationalismus mit
Gaus I 260
dem Liberalismus verbündet als das Prinzip der Nationalität zum Freiheitsprinzip berufen wurde - und dies auch gegen die Fremdherrschaft.
>Nationalismus
, >Liberalismus.
Mazzini: Der Liberalismus von Mazzini befürwortete zum Beispiel die Vereinigung Italiens als nationale Republik, aus der die französische, österreichische und päpstliche Macht vertrieben wurde.
Mill: und John Stuart Mill sah eine gemeinsame Nationalität als Voraussetzung für eine (liberale) repräsentative Regierung.
>J. St. Mill.
Kukathas: Dies hat dazu geführt, dass die Ansprüche auf die Staatsangehörigkeit in zweierlei Hinsicht neu überdacht wurden.
Liberalismus/Nicht-Liberalismus: In diesem Licht mag nationale Selbstbestimmung unproblematisch erscheinen, als Ideal könnten dies Liberale und Nichtliberale gleichermaßen bereitwillig akzeptieren: Liberale, weil sie die Selbstbestimmung bevorzugen, und Nichtliberale, weil sie die nationale Gemeinschaft bevorzugen. Doch die Dinge sind nicht so einfach. Zunächst einmal ist die Frage, wer das "Selbst" ist, das ein Recht auf Selbstbestimmung hat, immer und unausweichlich umstritten. Selbst wenn Menschen innerhalb einer Grenze das Recht haben, sich selbst zu regieren, wie soll die Grenze gezogen werden: Wer soll einbezogen und wer ausgeschlossen werden (Barry, 1991(1); 2001(2): 137)?
Kultur/Gruppenzugehörigkeit: Theoretiker wie Raz und Margalit (1990)(3) versuchen, das Problem zu lösen, indem sie die Gruppenzugehörigkeit an die Kultur knüpfen und vorschlagen, dass "umschließende Gruppen" eine Reihe von Merkmalen aufweisen, die ihnen eine Einheit verleihen, die es ihnen ermöglicht, Ansprüche auf Selbständigkeit und damit Selbstbestimmung zu erheben. Zentral für solche Gruppen ist eine gemeinsame Kultur, aber nicht weniger wichtig ist die Tatsache, dass die Menschen in ihnen sich gegenseitig als Mitglieder anerkennen und ihre Mitgliedschaft als wichtig für ihre eigene Selbstidentifikation betrachten. Es ist jedoch auch wichtig, anzuerkennen, dass das Selbstbestimmungsrecht nur von einer Gruppe genossen werden kann, die in einem Gebiet die Mehrheit hat (1990(3): 441).
VsIndividualismus: Was Raz und Margalit als unerwünschte Illusion ablehnen, ist das individualistische Prinzip der Zustimmung: "Es ist nicht wünschenswert, da die wichtigeren menschlichen Gruppierungen auf einer gemeinsamen Geschichte und auf den Kriterien einer nicht-freiwilligen (oder zumindest nicht völlig vertraglichen) Mitgliedschaft beruhen müssen, um den Wert zu haben, den sie haben" (1990(3): 456).
>J. Raz.
Konsens/KukathasVsRaz/KukathasVsMargalit: Es ist jedoch schwer vorstellbar, dass die Zustimmung in irgendeiner Form der Selbstbestimmung keine bedeutende Rolle spielen kann, wenn Selbstbestimmung etwas mehr bedeuten soll als die Bestimmung des Lebens der einen durch den Willen der anderen. Und viele andere Theorien der Selbstbestimmung geben der Zustimmung eine wesentliche Rolle als zentral für jede Darstellung der politischen Legitimität. >Konsens.
Beran: Zu den nachhaltigsten Einwänden gegen die Bedeutung der Zustimmung gehört die in den Schriften von Harry Beran, insbesondere in seiner Verteidigung des Sezessionsrechts, das für die Legitimität des liberalen Staates von zentraler Bedeutung ist (Beran, 1984(4); 1987(5); siehe aber auch Green, 1988(6); und Simmons, 2001(7)) (...).
>Politische Sezession.

1. Barry, Brian (1991) 'Self-government revisited'. Democracy and Power. Oxford: Clarendon, 156-86.
2. Barry, Brian (2001) Cultuæ and Equality: An Egalitarian Critique of Multiculturalism. Oxford: Polity. 3.Raz and Margalit 1990
4. Beran, Harry (1984) 'A liberal theory of secession'. Political Studies, 32:21-31.
5. Beran, Harry (1987) The Consent Theory of Political Obligation. London: Croom Helm.
6. Green, Leslie (1988) The Authority of the State. Oxford: Oxford University Press.
7. Simmons, A. John (2001) Justification and Legitimacy: Essays on Rights and Obligations. Cambridge: Cambridge University Press.

Kukathas, Chandran 2004. „Nationalism and Multiculturalism“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Politische Theorien

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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